zurück  Hauptseite

 

Pfarrer in St. Helena

Die Biographien über die Pfarrer von Rheindahlen sind sonst außer in dem Buch "Charly Jansen und Willi Kempers, 575 Jahre St. Helena Schützenbruderschaft Rheindahlen und Kirchspiel e.V., Spuren Rheindahlener Bruderschaften vom Spätmittelalter bis in die Moderne, 2008" nach Erachtens des Autors noch nie in diesem Umfang veröffentlich worden. Wahrscheinlich stammen sie von dem in Insiderkreisen bekannten Heimatforscher/Religionslehrer Alex Wilms, welcher viele Aufsätze über Rheindahlen, Ortschaften und Vereine veröffentlicht hat.

 

wahrscheinlich von Alex Wilms und bearbeitet und ergänzt von Willi Kempers, Webüberarbeitung Achim Vieten
Auszüge aus dem Buch "575 Jahre St. Helena Schützenbruderschaft Rheindahlen und Kirchspiel e.V., Spuren Rheindahlener Bruderschaften vom Spätmittelalter bis in die Moderne, 2008" Seite 127 und folgende.

Diese Geschichte der Pfarrer von Dahlen beruht zum größten Teil auf einem handgeschriebenen Manuskript, das lediglich durch einen Schriftvergleich Alex Wilms zugeschrieben werden kann, da eine Signatur nicht vorhanden ist. Gewisse Überarbeitungen wurden von Willi Kempers vorgenommen. Da er ab 1977 einiges an historischem Material aus Nachlässen aber auch in Archiven kopieren konnte, hat sich so eine Sammlung erhalten, die zum Teil noch unveröffentlicht und unbearbeitet ist. Wo genau er das Manuskript von A. Wilms kopieren konnte, kann er nicht mehr sagen. Die Porträts der einzelnen Pfarrer, in Öl auf Leinwand gemalt, konnte er unter Oberpfarrer Rottleb im Pfarrhaus fotografieren. Wiederum hat sein Vater dann große Teile des noch in Sütterlinschrift gefassten Manuskripts, in eine für ihn lesbare Schrift übertragen. Durch Quervergleiche mit den Geschichtsschreibern, Norrenberg, Gröteken und Jeukens konnten dann die meisten Aussagen von Wilms bestätigt werden. Wir gehen davon aus, dass Wilms sich bereits der Quellen von Norrenberg und Gröteken bediente. Da er auch schon 1933 für die Kirchspiels St. Helena Bruderschaft - wie an anderer Stelle erwähnt - das Erbbuch aus dem Pfarrarchiv anführt, hatte er wohl auch zur damaligen Zeit, also schon vor dem Krieg, regelmäßigen Zugang zum Pfarrarchiv. Seine Ausführungen enden mit Oberpfarrer Micke, wobei die Ausführungen über diesen rührigen Pfarrer von einer anderen Hand vervollständigt bzw. zu Ende gebracht wurden, da Wilms am 20. April 1954 verstorben ist. Wir gehen davon aus, dass der größte Teil dieses Werkes vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Kurze Biographien über die Nachfolger Rottleb, Gehlen, und Josephs wurden von Willi Kempers verfasst und alle Bilder hinzugefügt, um auf dem jetzigen Stand zu sein. Die Dahlener Kirche ist alt, uralt. Man führt ihre Gründung zurück auf Plektrudis, die Gemahlin des merowingischen Hausmeiers Pippin des Mittleren, oder auf Heristal, die in Köln am 2. August 718 oder 726 starb. Wann die Kirche Pfarrechte erworben hat, ist unbekannt. Ebenso liegt die ganze ältere Pfarr- und Ortsgeschichte im Dunkeln. Erst mit dem beginnenden 14.Jahrhundert lichtet sich dieses allmählich.

Die Pfarrer in (Rhein)Dahlen: (soweit bekannt)
 

Rüdiger von Kerpen

Der erste Pfarrer, den wir mit Namen kennen, ist Rutgherus de Kerpena, oder wie wir heute sagen würden, Rüdiger von Kerpen. Ob er aus Kerpen stammte, oder Mitglied des dortigen Kollegiatstiftes war, das seinen Ursprung auf Kaiser Karl den Großen zurückführte, ist unbestimmt. Wahrscheinlicher ist, dass er dem Geschlecht der Herren von Kerpen angehörte und wie Johann von Kerpen (1241) Stiftsherr in Maria im Kapitol war. Mit voller Sicherheit jedoch können wir lediglich sagen, dass er am 8. März 1305 Pastor der Kirche in Dahlen war, aber diese Stelle nicht selbst verwaltete, sondern sich durch einen anderen Priester, den er mit einem Teil der Pfarreinkünfte besoldete, vertreten ließ. Rüdiger war demnach zwar rechtlich Pfarrer von Dahlen, aber doch nur dem Namen nach. Tatsächlich leitete der Vertreter, lateinisch "vicarius", die Pfarre, und zwar vollständig unabhängig von dem Pastor. Seine Stelle war unkündbar, "vicarius perpetuus", stetiger Vikar, war sein Amtstitel.

 

Florkin von Wevelinghoven

Unter Rüdiger von Kerpen leitete der Vikar Florkin die Dahlener Kirche. Da in der damaligen Zeit Familiennamen noch ungebräuchlich waren, wissen wir über seine Herkunft nichts Genaueres. Florkinus oder Florentin hießen mehrere Geistliche aus dem Geschlechte der Herren von Wevelinghoven, und da diese um jene Zeit sowohl in Dahlen als auch in Wickrath Güter besaßen, wird angenommen, das auch unser Vikar Florkin ein Herr von Wevelinghoven war. Er verfügte nämlich über nicht unbedeutende Mittel an Liegenschaften in der Pfarre wie über Geldrenten. An dem genannten 8. März 1305 stiftete er in der Pfarrkirche zu Dahlen den Kreuz-Katharinenaltar, die älteste Altarstiftung im alten Dekanat Wassenberg. Als Unterhalt für den Rektor des Altares gab er aus seinem Vermögen einen Hof zu Mennenröed (Mennrath) mit 14 Morgen Land, der an die Kölner Domkirche lehnrührig war, und noch 44 Morgen Ackerland, die ein Lehen des Ritters Otto von Wickrath waren. Dem Gladbacher Benediktinerkloster vermachte er eine jährliche Rente von vier Mark, für die Zeit eine bedeutende Summe. Deshalb nahmen ihn die Mönche in das Gedenkbuch ihrer Toten auf. Auf den 22. August steht daselbst eingetragen: "Es starb Herr Florkinus in Dahlen, der den Brüdern jährlich 4 Mark vermachte". An diesem Tage gedachten die Mönche seiner jedes Mal dankbar im Gebete. So ist uns auch sein Todestag erhalten, das Jahr aber ist nicht zu ermitteln. Die Stiftungsurkunde des Kreuz- und Katharinenaltares untersiegelten auf Wunsch Florkins der Pfarrer von Dahlen Rutgherus de Kerpena und der Kölner Domkanoniker Heinrich von Wickrath und auf diese Weise ist der Name Rüdigers auf uns gekommen. Rüdiger von Kerpen hatte seine Ernennung zum Pfarrer Dahlens dem Stift Maria im Kapitol zu verdanken, denn dieses hatte das Patronatsrecht, und das Recht, die Stelle zu vergeben. Wie lange er nach 1305 noch Pfarrer zur heiligen Helena geblieben ist, können wir nicht sagen, jedenfalls muss die Pfarrstelle gegen Anfang des Jahres 1330 unbesetzt gewesen sein, weil zu dieser Zeit, das Stift beim Papst den Antrag gestellt hatte, Maria im Kapitol wegen seiner bedrückenden Not auch die bisherigen Einkünfte des Pfarrers, den großen Zehnt zu übertragen, eine Bitte, die beim Dasein eines Stelleninhabers aussichtslos gewesen wäre. In unserem Falle aber genehmigte Johannes XXII. am 25. Februar 1330 das Gesuch, indem er Bischof Adolph von Lüttich, dem damals Dahlen unterstand, beauftragte, die Verhältnisse zu untersuchen und, falls die gemachten Angaben stimmten, im Namen des Papstes die Pfarrstelle dem Stift einzuverleiben, was dann am 22. Dezember 1330 auch geschah. Damit war insofern ein neuer Zustand in der Verwaltung der Pfarre geschaffen, als kein Platz mehr war für einen Pastor. Das Kölner Stift galt kirchenrechtlich als solcher. Dagegen blieb die Stelle des "ständigen Vikars" erhalten. Maria im Kapitol bedurfte seiner um die Pfarre ordnungsgemäß zu verwalten.


Johannes von Viersen

Der zweite bekannte Vikar oder Verwalter der Dahlener Kirche begegnet uns im Jahre 1330.Es war Johannes von Viersen. Er hatte damals seine Stelle schon einige Zeit innegehabt und trug sich mit dem Gedanken, sie zu wechseln. Zu dem Zwecke hatte er den Papst gebeten, ihm die Anwartschaft auf ein kirchliches Amt zu verleihen, das von dem Stift Sankt Gereon in Köln vergeben werde. Dazu gehörte auch die Pfarrstelle in Viersen. Vielleicht hoffte Johannes, auf diese Weise in seinem Heimatort eine Anstellung zu finden. Papst Johannes der XXII, der in Avignon residierte, entsprach seiner Bitte und reservierte ihm unter dem erwähnten Datum eine Stelle mit oder ohne Seelsorge, die der Probst, der Dekan und das Kapitel der Gereonskirche gemeinsam oder einzeln zu verleihen pflegten. Zwei Bedingungen waren dabei gestellt:

 1. Wenn die Stelle mit Seelsorge verbunden war, durfte ihr Einkommen nicht mehr als 25 Silbermark betragen, war sie ohne Seelsorge, so war die Höhe auf 15 Mark jährlich festgelegt.

2. Falls das neue Amt mit Seelsorge verknüpft war, musste Johannes seine Dahlener Pfarrstelle unter alle Umständen aufgeben.

Die Ausführung der päpstlichen Verordnung wurde den Dechanten von St. Andreas und St. Georg in Köln und dem Scholaster vom Dom in Toul übertragen. Ob und wann Johannes daraufhin Dahlen verlassen hat, wissen wir nicht. Wahrscheinlich hängt aber wenigstens seine Absicht, eine andere Stelle zu übernehmen, mit der eben erwähnten Einverleibung der Dahlener Kirche in das Kölner Stift zusammen. Einundzwanzig Jahre später hören wir von einem weiteren ständigen Vikar der Dahlener Kirche namens Heinrich, und zwar wieder beim Weggang von seiner Stelle.
 

Heinrich

Es ist möglich, dass wir in ihm den unmittelbaren Nachfolger des Johannes von Viersen haben, selbst wenn dieser nicht lange nach 1330 Dahlen verlassen hätte. Die Kirche ist nämlich von jeher dem schnellen Wechsel in den Pfarrstellen feind gewesen. Nach ihrer ständigen Lehre ist das Pfarramt ein "stetiges Amt" und der Pfarrer unersetzbar, wenn nicht besondere Gründe vorliegen. Nur so kann ja der Pfarrer die ihm anvertrauten Seelen kennen lernen, wohingegen der häufige Wechsel zum großen Schaden der Seelen und der Kirche führt. Aus diesem Grunde hatte der Bischof von Lüttich bei der Einverleibung der Dahlener Pfarrstelle nach Köln auch das Gehalt des Geistlichen, der fortan von Maria im Kapitol zum "Pfarrer" in Dahlen bestellt werden musste, bedeutend aufgebessert. Der Zweck war offensichtlich, den jeweiligen Inhaber fester an seine Stelle zu binden, indem der Anreiz zum Wechsel zu einer besser besoldeten Pfarre, aufgehoben wurde. Da die Dahlener Pfarrstelle nun ein gutes Auskommen bot, bewarben sich die an dem Kölner Stift lebenden Kanoniker selbst darum. Sie hatten auch die meiste Aussicht, weil ihre Äbtissin die Stelle vergab. Wahrscheinlich war auch der genannte Heinrich ein Mitglied des Kölner Marienstiftes. Im Jahre 1351 kam er mit Sybertus, dem Rektor der Pfarrkirche in Herne in Westfalen überein, ihre Stellen zu tauschen. Das konnte aber nicht geschehen ohne Zustimmung der Äbtissin, da diese ja das Besetzungsrecht in Dahlen hatte.


Sybertus

So erschien dann Sybertus am 28. September vor dem Notar Heinrich von Neuß, der in Köln beim bischöflichen Gericht angestellt war, um jene Einwilligung zu erhalten. Im Beisein des Vertreters der Äbtissin, Hermann von Hadenberg und der Zeugen Johann von Essen, Kanoniker an St. Maria im Kapitol, Tillmann von Eschweiler oder von Neuß und Adolf vom Stein musste er schwören, dass er die Dahlener Stelle nicht ohne Zustimmung der Äbtissin wechseln und nichts gegen deren dortiges Besetzungsrecht unternehmen wolle. Damit war Sybertus der fünfte uns bekannte "Pfarrer" in Dahlen. Nur höchstens zwei Jahre ist er auf der Stelle geblieben. Ob der Tod ihn abberufen hat oder ob er freiwillig geschieden ist, bleibt im Dunkeln. Heinrich der neue Pfarrer in Herne, dagegen hat bis 1372 gelebt. Er wurde Stiftsherr an St. Patroklus in Soest, erlangte 1363 daselbst ein größeres Kanonikat und starb als Domkapitular und Probst von St. Martin in Münster.


Gotschalk

Auf Sybertus folgte Gotschalk als "Pfarrer" von Dahlen. Papst Innozens VI. verlieh ihm am 15. November 1353 von Avignon aus seine Stelle als Stiftsherr von St. Severin in Köln, die durch den Tod des letzten Inhabers Hermann Hardevust frei geworden war.
Gotschalk wird in der Urkunde bezeichnet als "Pastor der Kirche zur hl. Helena in Dalen". Das bedeutet nicht, dass wieder eine Änderung in den kirchlichen Verhältnissen eingetreten sei. Er war wie seine Vorgänger "ständiger Vikar", aber wir sehen aus der Bezeichnung, dass die Titel manchmal ohne Unterschied gebraucht wurden. Pastor, Vikar und Rektor bedeuteten dasselbe. Gotschalk kann auch nach Erlangung seines Kanonikats noch Pastor in Dahlen geblieben sein, da in der päpstlichen Verleihungsbulle der Verzicht auf die Stelle nicht verlangt wurde, doch wissen wir darüber nichts Sicheres. Nach Gotschalk entsteht eine große Lücke in der Reihenfolge der Pfarrer.

Für die nächsten 150 Jahre wissen wir keinen Namen zu nennen, obgleich deren, allem Anscheine nach, nicht wenige gewesen sind. Der nächste Pfarrer oder Vikar von Dahlen begegnet uns erst im Jahre 1498.



Johann Kremers

Seinen Namen verdanken wir einem Unglücksfall, der dem damaligen Küster in Dalen, Leonard, das Leben kostete. Die Amtsleute und Vorsteher der Stadt beschuldigten den Vikar, den Küster absichtlich verwundet zu haben. Da Kremers die Antwort nicht schuldig blieb, gelangte die Sache vor dem Bischof in Lüttich und der Vikar, den man verhaftet hatte, wurde dorthin zur Bestrafung ausgeliefert. Hier aber wurde er freigesprochen, und starb zuletzt in Köln. Noch lange dauerte die Erregung wegen dieser Sache in der Gemeinde an, da die Ankläger an ihrer Ansicht festhielten. Die Aufbesserung der Pfarrstelle hat auf Dauer ihren Zweck nicht erreichen können. Dass die Äbtissin die Stelle vergeben konnte und dass sie in der Regel an Stiftsherren verliehen wurde, die doch nach Höherem strebten, begünstigte immer wieder einen schnellen Wechsel.



Wolter von Bilsen

Im Jahre 1505 erscheint Wolter von Bilsen als Pastor in Dahlen. Er war zugleich Stiftsherr in Aachen. Bilsen ist ein großes belgisches Dorf, zwölf Kilometer westlich von Maastricht, mit ca. 3000 Einwohnern; zwei Kilometer nördlich davon liegt das halb so große Münsterbilsen. Von Bilsen stammt das Geschlecht der Herren von Bilsen, das um 1500 durch Heirat mit den Besitzern der Herrschaft Myllendonk verwandt war. Als Johann von Mirlaer-Myllendonk bei seinem Tode im Jahre 1504 nur einen schwachsinnigen Sohn, Johann V., hinterließ, führten neben dem Bruder des Vaters Kraft von Myllendonk-Meiderich auch die Oheime Wolter von Bilsen, Pastor in Dahlen, und sein Bruder, Dr. jur. Herbert von Bilsen, die Vormundschaftsregister bis zum Jahre 1514. Wie lange ,Wolter Pastor in Dahlen geblieben ist, wissen wir nicht. Unter ihm oder seinem Nachfolger begann man am Markustag 1510 mit der Erbauung einer neuen Kirche. Schon im Jahre 1400 war das alte romanische Gotteshaus durch ein neues Chor vergrößert worden. Jetzt erhielt das Längsschiff gotische Gestalt, und durch zwei Seitenschiffe die doppelte Breite. Der Turm dagegen wurde nicht verändert. Spätestens 1514 muß Wolter von Bilsen seine Pfarrstelle aufgegeben haben.



Wilhelm von Lövenich

In der ersten Hälfte des folgenden Jahres wird nämlich schon Wilhelm von Lövenich als Pastor oder Rektor in Dahlen genannt. Es wird von ihm berichtet, dass er auf die Pfarre in die Hände des Papstes Verzichtet geleistet habe. Wilhelm von Lövenich besaß auch ein Kanonikat an der Severinskirche in Köln. Er wird der "Jüngere" genannt zum Unterschied von einem zweiten Wilhelm von Lövenich, der ebenfalls Kanonikus an St. Severin war. Dieser ältere von Lövenich hatte im Jahre 1483 durch Papst Sixtus VI. die Pfarre in Odenkirchen erhalten und blieb in dieser Stellung bis zu seinem Tod. Er muss auch Ansprüche auf die Dahlener Pfarrstelle gehabt haben, denn er verzichtete gleichzeitig mit seinem jüngeren Namensvetter auf diese Rechte. Jetzt führte Papst Leo X. eine wichtige Änderung durch: er nahm dem Kölner Marienstift das Recht der Besetzung der Rektorstelle und übertrug deren Einkünfte dem Katharinenkloster in Dahlen, damit dieses durch seinen Pater Rektor die Pfarre verwalten lasse. Zu gleicher Zeit wurde auch der St. Kreuz- und Katharinenaltar mit der älteren Marienaltarstiftung dem Dahlener Nonnenkloster einverleibt, wohingegen die Schwestern einen zweiten Pater als Kaplan unterhalten mussten. Die päpstliche Urkunde, die diese neuen Verhältnisse herbeiführte, ist datiert vom 15.Juni 1515. So sehen wir in den folgenden 300 Jahren, in denen die neue Ordnung zurecht bestand, anstatt der bisherigen Weltgeistlichen nunmehr Ordenspriester unsere Pfarrkirche verwalten. Es waren Mitglieder des Franziskanerordens. Das Kloster St. Niklas "Zur Trifft", genannt nach einem heute versiegten kleinen Bach, wurde 1401 durch den Einsiedler Heinrich von Blimen gegründet und wurde das Mutterkloster mehrerer anderer Niederlassungen. Es hat gleich von Anfang an durch seine Mitglieder enge Beziehungen zu Dahlen gehabt.
Als Erzbischof Theoderich von Mörs im Jahre 1427 alle in der Erzdiözese lebenden Brüder und Schwestern des dritten Ordens vereinigte unter der Leitung eines einzigen Oberen, den St. Niklas stellen sollte, wurde Nikolaus von Dahlen für dieses Amt des Provinzials oder Generalministers ausersehen. Er starb 1433. Für die Folgezeit lassen sich noch heute manche Insassen mit Namen angeben, die aus Dahlen stammen. Diese Beziehungen wurden natürlich noch viel enger, seitdem Patres aus St. Niklas ,die Pfarrstelle in Dahlen bekleideten.



Heinrich ter Straten

Der erste Franziskanerpfarrer in Dahlen war Heinrich ter Straten, der aus Hüls bei Krefeld stammte und am 21. Februar 1529 starb. Nach seinem Tode gelang es dem Stift Maria im Kapitol noch einmal Einfluss auf die Besetzung der Stelle zu gewinnen. Es konnte einen seiner Kanoniker als Pfarrer durchsetzen. Dass das Kölner Stift mit der vom Papst getroffenen Änderung nicht einverstanden war, ist selbstverständlich; es war ja eine Schmälerung seiner alten Rechte. Es ließ sich durch seine Pächter in Dahlen über die Zustände auf dem Laufenden halten. So erfuhr es wohl auch von der Krankheit und dem Tode des ter Straten und traf schnell seine Maßnahmen. Die Besetzung der Pfarrstelle geschah in einer Weise, dass die Mater oder Oberin des Katharinenklosters in St. Niklas um einen neuen Rektor bat, den sie dann dem Landesfürsten, dem Herzog von Jülich in Düsseldorf, vorschlug. Dieser gab seine Zustimmung und präsentierte seinerseits den Pater dem Archidiakon in Lüttich zur Einsetzung. Es dauerte natürlich immer eine gewisse Zeit, bis der neue Pfarrer in St. Niklas ausgesucht und der Vorschlag in Düsseldorf eingereicht war. Diese Zeit benutzte das Kölner Stift, indem es seinen Kandidaten in Düsseldorf präsentierte und die Zustimmung der Regierung erlangte. Als dann die Dahlener Nonnen ihren neuen Rektor vorschlugen, war an der Entscheidung nichts mehr zu ändern.



Heinrich Kyver

Alle Proteste halfen nichts, der Herzog befahl vielmehr den Franziskanerinnen, den Priester Heinrich Kyver, als vom Kapitel Maria im Kapitol in Köln rechtmäßig präsentiert, als Pastor in Dahlen aufzunehmen. Die Schwestern mussten gehorchen. Gegen das große angesehene Kölner Stift hatte es einen schweren Stand, und letzteres hatte seinen Kandidaten klug gewählt. Heinrich Kyver gehörte einer angesehenen Neußer Familie an. Johann Kyver war 1522 Bürgermeister in Neuß, Peter Kyver 1464 Schultheiß der Äbtissin von Neuß, da musste das kleine Franziskanerinnenkloster in Dahlen Rücksicht nehmen. Wie aber nun das Gehalt des neuen Pastors, der Gottesdienst und die Seelsorge geordnet wurde, ist ziemlich unklar. Kyver konnte nämlich den Dienst nicht selber übernehmen, da er auch Kanoniker in St. Aposteln und St. Maria im Kapitol in Köln war. Ob ihn bei dem gespannten Verhältnis der Pater Rektor im Katharinenkloster vertreten hat, ist mehr als fraglich. Jedenfalls hatte er als seinen Kaplan einen Weltpriester bestellt. Dieser, Herr Wilhelm genannt, war vorher Kaplan in Roermond gewesen und klagte 1533 über sein dürftiges Gehalt in Dahlen, konnte aber auch von der Gemeinde trotz deren großer Weitherzigkeit, kein besonders günstiges Zeugnis erhalten. Wie lange Kyver die Dahlener Pfarrstelle innehatte, wissen wir nicht. Bei seinem Ausscheiden war das Katharinenkloster vorsichtiger gewesen. Es hatte rechtzeitig seinen Rektor vorgeschlagen und der Herzog entschied sich für ihn.



Christian von Rodelberg

Es war Pater Christian von Rodelberg .oder "vom roten Berg Gerishemensis" genannt, weil er in Gerresheim bei Düsseldorf geboren war. Er starb 1558.



Hermann Hockstein

Auf ihn folgte Pater Hermann Hockstein. Der Name sagt uns, dass er ein Kind unserer näheren Heimat gewesen ist. Der Ort Hockstein hatte damals eine größere Bedeutung als wir heute meist ahnen. Von alters her hatte hier eine Kapelle zu Ehren der hl. Margaretha bestanden, die vom Odenkirchener Pfarrer bedient werden musste. Dieser führte deshalb auch den Namen Vikar von Hockstein oder sogar Pastor in Hockstein. Einige einflussreiche und vermögende Familien in Köln und Neuß nannten sich nach dem Dorf Hackstein oder Hockstein. Hermann Hockstein wurde Dechant der großen Christianität Wassenberg. In seine Zeit fällt die mörderische Schlacht auf der Dahlener Heide, wo der Unterfeldherr des spanischen Herzogs Alba, namens D'Avila die Generäle des holländischen Prinzen von Oranien, Villiers und Limas, schlug und ihr Heer fast gänzlich vernichtete. Das war am 22. Juli 1568. Acht Jahre später (1576) starb Pfarrer Hockstein, ohne das Ende des Kriegslärmes und der Kriegsnot erlebt zu haben.



Jakob Loisen

Auch sein Nachfolger Pater Jakob Loisen, ein gebürtiger Krefelder, der volle 17 Jahre von 1576 bis 1593 in Dahlen wirkte, musste mit seiner Gemeinde noch zehn Jahre lang die Leiden erst des Niederländischen und dann des Truchseßischen Krieges in vollem Maße durchkosten. Da das Elend kein Ende zu nehmen schien, baten die Einwohner von Dahlen ihren Herzog Wilhelm V. die Befestigung der Stadt, die sehr schadhaft geworden war, wieder herzustellen.


Theodor von Hüls

Der folgende Pfarrer Pater Theodor von Hüls bei Krefeld, war am 30. April 1581 in das Kloster St. Niklas eingetreten und am 25. Mai 1583 zum Priester geweiht worden. Durch seine Tüchtigkeit gewann er das besondere Vertrauen der Klostergemeinde und wurde schon zwei Jahre später am 29. Oktober 1585 zum Oberen des Konvents gewählt. Als Pater Loisen in Dahlen gestorben war, fiel die Wahl zum Rektor des dortigen Schwesternhauses und zum Pfarrer auf ihn. Als solcher und zugleich als Generalminister seines Ordens wirkte er dann bis zu seinem Tode am 5.juli 1618 in Dahlen. Auch zu seiner Zeit hatte Dahlen durch Kriegsunruhen manches zu erleiden, namentlich als Herzog Johann Wilhelm von Jülich Berg 1609 kinderlos starb und um sein Erbe blutig gestritten wurde. Die Stadt Dahlen erhielt eine Garnison, für welche die Gemeinde neben barem Geld und Diensten schwere Opfer an Verpflegungskosten leisten musste, so dass sie auf dem Landtage zu Jülich 1610 schon Klagen erhob. Gegen Ende seines Lebens hatte er noch die Freude, dass die Gemeinde den romanischen Turm der Kirche, der sehr schadhaft geworden war, gründlich reparierte.



Johannes Engelberti

Pater Johannes Engelberti, der nun folgte, hat mit am längsten in Dahlen gewirkt, von 1618 bis 1649, und er hat in diesen 31 Jahren den 30-jährigen Krieg von Anfang bis zum Ende durchlebt. Er stammte aus Dülken und stieg im Kloster St. Niklas zur höchsten Ehre, die der Orden zu vergeben hatte, dem Amt des Provinzial- oder Generalministers empor. Die vielfachen Sorgen und Leiden, die der unheilvolle Krieg 30 Jahre hindurch der Gemeinde und damit in erster Linie auch dem Pfarrer brachte, erreichten ihren Höhepunkt, als am 5. Juni des Jahres 1647 plötzlich eine Feuersbrunst Stadt, Kirche und Kloster fast vollständig vernichtete. Als er 1618 das Amt des Pastors in Dahlen annahm, ahnte er sicher nicht, welch schwere Bürde er damit bis zu seinem Tode auf sich nahm. Von der Kirche blieben nur das Chor, der Turm, die Taufkapelle oder jetzige Matthiaskapelle sowie das nördliche Seitenschiff soweit erhalten, dass sie notdürftig gebraucht werden konnten. Pfarrer Engelberti brachte persönlich die größten Opfer, um dem Elend entgegen zu steuern. Noch in seinem Testament sorgte er nach Kräften für die Behebung der Not. 432 Reichstaler, die ihm von der Stadt an Gehalt geschuldet wurden, bestimmte er für die Instandsetzung des Seitenschiffes, damit dort die Gemeinde auch im Winter gegen Schnee und Kälte geschützt sei.

 

 

Henricus Reuter

Pfarrer Henricus Reuter übernahm die Pfarre 1649 unter Umständen, die jedem neuen Pastor das Herz schwer machen musste. Die Stadt verwüstet, die Kirche verbrannt, die ganze Gemeinde verarmt, jeder Bürger samt Pfarrer und Schwestern war froh, wenn wenigstens ein Notdach ihnen Unterschlupf gewährte, das waren Dinge, die einen seltenen Mut und außerordentlichen Opfergeist verlangten, um als Pfarrer jahrelang auszuharren. Pater Reuter hat die Last sieben volle Jahre getragen, dann scheinen seine Kräfte erschöpft gewesen zu sein. 1656 legte er sein Amt nieder. Während seiner Amtszeit wurde der Gottesdienst in dem Chor und dem nördlichen Seitenschiff, das aus dem Vermächtnis seines Vorgängers Engelberti notdürftig ausgebessert worden war, gehalten. Nach endlosen Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Stift Maria im Kapitol, der als Zehntherrin der größte Teil der Kirchenbaulast auflag, wurde auch der Turm repariert und mit dem Neubau des Mittelschiffs begonnen. 1656 schloss das Katharinenkloster mit der Stadt einen Vertrag über die Wiedererrichtung der in das südliche Seitenschiff eingebauten Nonnenkirche. Reuter suchte auch unter diesen beschränkten Verhältnissen das kirchliche Leben zu fördern, wo er nur konnte. So stiftete er im Jahre 1652, als man mit dem Neubau der Kirche noch nicht ernstlich begonnen hatte, die Rosenkranz-Bruderschaft, die damals allenthalben den religiösen Eifer außerordentlich anfachte. Am Ostertage, dem 31. März, ließ er durch den Dominikanerpater Konrad Schagens von Anrath wohl die ersten Missionspredigten in Dahlen halten und bei dieser Gelegenheit die Bruderschaft kirchlich errichten. Er legte 1656 sein Amt nieder und verzichtete damit auf seine Stellung in Dahlen.



Lambert von Wijck

Das drückende Erbe Reuters trat Pater Lambert von Wijck an. Am 20. März 1657 bestätigte der Archidiakon des Kempenlandes, Peter Rosen, von Lüttich aus den von Herzog Philip Wilhelm von Jülich präsentierten Priester Herrn Frater Lambertus Wijck als Pfarrer von Dahlen und befahl, ihn durch Berührung des Altars, des Kelchs, des Missals und die Übergabe der sonstigen Ornamente in sein Amt einzuführen. Sein Name sagt, dass seine Voreltern aus Wijck, damals ein Dörfchen, heute ein Vorort von Maastricht auf dem rechten Ufer der Maas, kamen. Er selbst war in Wassenberg geboren und hatte 1630 in S. Niklas seine Profess abgelegt. Als der neue Pastor in Dahlen erschien, waren die Zeiten noch recht trübe und es gab wenig Aussicht auf baldige Besserung. Manche Äcker lagen noch immer unbebaut und viele Häuser in Schutt und Asche. So kamen die Steuern und Abgaben für Gemeinde und Kirche kaum halb ein. Der Rat und die Schöffen, denen die Hauptlast des Kirchbaues neben den rein weltlichen Sorgen auf den Schultern lag, weil sie die Pflichten von Maria im Kapitol und des Dahlener Klosters gegen Entschädigung in Geld auf sich genommen hatten, suchten wo immer möglich zu sparen. Darum kündigten sie dem Pfarrer, als er drei Monate in Dahlen war, die Vergütung für die "Lateinische Schule" auf. Mit dem 1. Januar 1658 musste deshalb der Unterricht eingestellt werden, da der Pastor ihn aus eigenen Mitteln nicht weiter bestreiten konnte. Im selben Jahr, nach kaum einjähriger Tätigkeit, starb Lambert von Wijck.



Konrad Cronen

Amt und Last übernahm nun Pater Konrad Cronen und trug beides 23 Jahre bis 1681. Was an dem Vorgänger Lambert von Wijck gesündigt worden war, indem man ihm gleich zu Anfang die Freude an seinem Amt durch Dinge wie die Aufkündigung der Schule vergällte, schien an Konrad Cronen wieder gut gemacht werden zu sollen. Er hatte sich kaum eingelebt, da schenkte ihm der Abt von M.-Gladbach, Peter Syben, der aus Dahlen stammte, 100 Reichstaler zum Bau einer neuen Schule und 200 Reichstaler für das Gehalt des Lehrers. Das war im Jahre 1659. Inzwischen wurde auch an der Wiederherstellung der Nonnenkirche über dem Südschiff der Pfarrkirche, wenn auch langsam, weiter gearbeitet und 1666 der Bau vollendet. So schienen die Zeiten sich doch zu bessern, aber 1672 begann der Holländische Krieg, dem der Reunionskrieg Ludwigs XlV. von Frankreich, sodann der Pfälzische und der Spanische Erbfolgekrieg folgten, die über 40 Jahre bis 1714 dauerten und auch Dahlen gewaltige Lasten auferlegten, so dass die Gemeinde schon im Jahre 1688 eine gewaltige Schuldenlast zu tragen hatte. Am 26. August 1681 schied Pastor Cronen aus dem Leben.


Mathäus von Anrath

Auf Cronen folgte ein Pfarrer, dessen Name nur ein einziges Mal in den Pfarrakten genannt wird als Herr Matthys. Es muss wohl Pater Mathäus von Anrath gewesen sein, der 1685 Provinzial in St. Niklas war. Er wirkte 1681 bis zur Einführung des wirklichen Pfarrers in Dahlen.


Joannes Bolten

Im Jahre 1681 wurde Pater Joannes Bolten Pastor in Dahlen. Er sorgte eifrig für die Ausstattung der Kirche. Im Jahre 1689 wurden zwei Glocken durch den Glockengießer Johann Borret angefertigt und 1696 eine neue Orgel, für die der Pastor 250 Reichstaler verehrte und 36 Gulden vorschoss. Eine dritte Glocke wurde 1698 gegossen. Das waren freudige Ereignisse im Leben des Pfarrers, sie wurden aber durch allerlei widrige Schicksale reichlich aufgewogen. Zunächst wurde das Katharinenkloster, die Wohnung des Pastors, am 11. Januar 1693 von einer erneuten Feuersbrunst schlimm heimgesucht. Die Hälfte des Hauptgebäudes, die zum Viehhof hin lag, fiel den Flammen zum Opfer. Dann brachten die genannten Kriege der Gemeinde und dem Kloster viel Aufregung und Schaden. Kurz nach 1700 nahmen die Durchzüge, Einquartierungen und Anforderungen der verschiedensten Truppen fast kein Ende. Bald waren es verbündete kurbrandenburgische, englische oder hannoversche Regimenter, bald feindliche französische, die versorgt werden mussten. Allein den Schaden, den die Franzosen im Jahre 1702 anrichteten, berechnete man auf 7689 Reichstaler. Endlich scheint auch die Gesundheit des Pfarrer Bolten in den 34 Jahren seiner Tätigkeit in Dahlen zu wünschen übrig gelassen haben. Deshalb musste er jahrelang durch einen anderen Pater seines Ordens vertreten werden. Pater Heinrich Heuser besorgte fünf Jahre hindurch von 1697 bis 1702 die Amtsgeschäfte des erkrankten Pastors in Dahlen. Er war ein geborener Neußer. Seine Eltern waren der Neußer Ratsherr Mathias Heuser und seine Frau Odilia Schiffbauer. Im Jahre 1670 trat er in St. Niklas ein, leitete als Vorsteher die Klostergemeinde von 1693 bis 1696 und starb nach seiner Tätigkeit in Dahlen am 19. November 1702.


Heinrich Aldenbrück

Als Pater Heinrich Aldenbrück im Jahre 1717 nach dem Tode seines Vorgängers Joannes Bolten die Pfarrstelle in Dahlen erhielt, hatte der Kriegslärm schon seit drei Jahren aufgehört. Aber überall machten sich die unheilvollen Folgen der jahrelangen Kämpfe noch bemerkbar. Das Land war verarmt und seufzte unter den drückenden Kriegsschulden, die nur langsam getilgt werden konnten. Viele Äcker waren seit Jahren unbebaut, weite Strecken verödet, da die Bewohner, namentlich der einsam gelegenen Gehöfte und Örtchen, teils getötet, teils durch Furcht in die Mauern der festen Städte getrieben worden waren. Raubtiere und Raubgesindel nahmen Überhand. Im Jahre 1729 wurden beim Vogt in Gladbach 14 junge Wölfe eingeliefert, wofür pro Kopf zwei Reichstaler Belohnung gezahlt wurden. Ebenso energisch musste gegen die Diebe, Räuber und Brandstifter vorgegangen werden, die gewöhnlich als Bettler die günstigsten Gelegenheiten auskundschafteten. Nachtwachen sollten besonders bedrohte Orte schützen, Streitwachen Bettler und Landstreicher festnehmen. Bei Widerstand wurde Lärm gemacht, die Glocke geschlagen und die Verfolgung von Ort zu Ort aufgenommen. Dahlen hatte dazu noch viele Sorgen und Kosten wegen seiner Kirche. Der Turm, den die Gemeinde unterhalten musste, hatte schon kurz nach 1700 Schäden aufgewiesen. Da man die Ausbesserung immer wieder verschob, waren die Kosten, als die Stadt sich endlich 1720 zur Reparatur entschließen musste, nicht unbedeutend. Mauern, Holzwerk und Dach mussten teilweise erneuert werden. Der damalige Haupteingang der Kirche, das Tor im Turm, erhielt bei dieser Gelegenheit seine Einfassung aus Hausteinen in barocker Form. Heute noch trägt sie die Jahreszahl 1723. Die Aufwendungen an Geld betrugen 443 Reichstaler, 14 Weißpfennige kölnisch, wovon die Stadt ein Viertel, das weitere Kirchspiel drei Viertel in den Jahren 1722 und 1723 durch Steuern aufbringen mussten. Zwanzig Jahre lang teilte Pastor Aldebrück mit seiner Gemeinde Freud und Leid, dann starb er am 12. Mai 1737.


Peter Gerhard Mertens

Sein Nachfolger wurde Peter Gerhard Mertens. Er war geboren um das Jahr 1705, trat im jugendlichen Alter in das Kloster St. Niklas ein und legte mit 19 Jahren seine Gelübde ab. Vier Jahre später wurde er zum Priester geweiht und wirkte fast 43 Jahre lang bis zu seinem Ende als Rektor des Klosters St. Katharina und als Pfarrer in Dahlen. Es waren meist Jahre voll Ärger und Sorge wegen des schlechten Zustandes der Pfarrkirche. Dach und Mauerwerk wiesen große Schäden auf. Das Stift Maria im Kapitol in Köln, dem als Zehntherren die Instandhaltung des am meisten bedrohten Mittelschiffes oblag, suchte hartnäckig sich seiner Pflicht zu entziehen. Die weltliche Obrigkeit musste mit scharfen Drohungen vorgehen, um nur langsam das Notwendigste zu erreichen. Im Winter 1759 herrschte eine unerträgliche Kälte. Schnee und Regen drangen durch die Lücken im Dach in das Innere der Kirche. Ein Teil des Gewölbes stürzte herab. Das Mauerwerk war zum Teil so baufällig, dass man den Einsturz befürchten musste. Aber erst 1767 konnte das Stift gezwungen werden, mit der Ausbesserung zu beginnen. Die Arbeiten zogen sich bis 1775 hin. Zur gleichen Zeit war auch der Zustand des Turmes so bedenklich, dass die Glocken nicht mehr geläutet werden durften. Die Gemeinde ließ sie 1753 wieder herstellen. Der Streit zwischen der Gemeinde und dem Kölner Stift hatte 1749 begonnen. Für dasselbe Jahr wurde als Rektor in Dahlen auch ein Pater Hieronymus Gesser aus St. Niklas genannt. Wahrscheinlich hat er den Pfarrer Mertens nur vertreten. Mertens genoss in seinem Orden hohes Ansehen. Er gehörte zu den vier Definitoren, die dem Generalmeister in der Leitung des Ordens zur Seite standen. Als er am 29. Oktober 1779 starb, war er mit 74 Jahren der Senior seiner Gemeinschaft. Das Totenbuch in Rheindahlen gibt den 30. Oktober an, aber es muss hier der Begräbnistag gemeint gewesen sein.


Johannes Engels

Nach dem Tode des Gerhard Mertens wurde sein Kaplan Pater Johannes Engels Pfarrer von Dahlen. Er war aus Elfgen gebürtig und lange Jahre der Gehilfe seines Vorgängers gewesen. Schon am 27. Mai 1739 und am 11. April 1758 zeichnet er als "Frater S. Engels, zur Zeit Kaplan in Dahlen". Er war damals Inhaber des St.-Anna-Altars. Giersberg führt ihn in seiner Geschichte des Dekanates Grevenbroich auf Seite 72 unter der Nr. 15 für die Zeit von 1770 als Kaplan in Dahlen an. Nach dem Dahlener Totenbuch starb er am 29. August 1783 von der Ruhr ausgezehrt, nachdem er fast 33 Jahre als Kaplan und im vierten Jahr als Pastor und Rektor des Klosters zu Dahlen gewirkt hatte. Er stand im 75. Jahre seines Lebens und im 45. seiner Ordensprofess.

 

Da die Biografien der nachfolgenden Pfarrer sehr umfangreich sind, wurde ihnen je eine eigene Seite gewidmet.
Klicken sie dazu bitte auf den jeweiligen Namen.

Johann Josef Ulenbroich            Hermann Josef Heinen            Anton Pütz

Engelbert Winzen                        Hubert Gerhard Schümmer

Hermann Josef Rasche (Pfarrverwalter unter Schümmer)            Johann Heinrich Beys

Heinrich Josef Werner Bähren                  Wilhelm Max Bertram Fink   

Karl Josef Pauen     Johannes Augstein    Friedrich Margref   Peter Micke

Helmut Rottleb        Winfried Gehlen       Harald Josephs