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                 Johann Josef Ulenbroich

Am 12. Januar 1784 wurde Ordensbruder Pater Johann Josef Ulenbroich als Pastor in Dahlen eingeführt. Im Totenbuch unterschrieb er am 13. Januar diesen Jahres mit dem Zusatz: "Am Tage meiner Besitzergreifung und Einführung in diese Pfarrkirche." Er war geboren in Düsseldorf am 2. September 1742 und trat 1763 in das Kloster St. Niklas ein. Er stammte aus begüterter Familie, bei seiner Aufnahme in den Orden brachte er 430 Reichstaler mit und außerdem noch 25 Reichstaler, 45 Stüber für Brevier und einen silbernen Becher. Im Jahre 1765 wurde er zum Priester geweiht. Der junge Pater war sehr begabt und zeigte eine große Vorliebe für das Studium der heiligen Wissenschaften. Daher wurde er von seinen Oberen zunächst weniger in der Seelsorge beschäftigt als in der Heranbildung des klösterlichen Nachwuchses. Um 1772 war er Lektor oder Lehrer der jungen Kleriker in seinem Kloster. 1783 wurde ihm die Pfarrstelle in Dahlen übertragen, Grabplatte von Pfarrer Ulenbroich in St. Helenamit der das Amt des Rektors im dortigen Schwesternkonvent St. Katharina verbunden war. Welches Ansehen er genoss, geht aus der Tatsache hervor, dass er nach dem Tode des Generalmeisters P. Johann Melchior Zelt, am 28. September 1793, zu dessen Nachfolger erwählt und damit die höchste Stelle in seiner Genossenschaft erlangte. Als Generalmeister behielt er seine Ämter in Dahlen bei und verwaltete sie ebenso wie seine Ordensstellung voll und ganz. Auch in schwerster Zeit blieb er der kluge und eifrige Seelsorger, der Anwalt für Recht und wahre Freiheit. Nur auf einiges aus seiner Amtszeit, was für die Pfarrgeschichte besonders wichtig ist, sei hier hingewiesen. 1790 wurde der Altar vom heiligen Kreuze und der heiligen Katharina aus der Mitte des Chores an den Aufstieg in das Südschiff versetzt, so dass jetzt alle Kirchenbesucher freie Aussicht auf den Hauptaltar hatten. Im Jahre 1791 verschaffte er der Kirche eine neue Turmuhr. 1794 nahm Ulenbroich den zweiten, damals neuen, Kirchhof an dem Mühlentore endgültig in Benutzung. Als im Jahre 1800 die Gemeinde ihre Kirchweihe feierte, herrschte sehr stürmisches Wetter. Plötzlich wurden die Einwohner der Stadt durch einen gewaltigen Schlag aufgeschreckt. Der ganze Metallhelm des Kirchturmes war durch den Orkan von dem Mauerwerk abgehoben und auf den Friedhof neben der Kirche geworfen worden. 1803 ließ der Pfarrer durch seine Gemeinde einen neuen Helm, der dem alten an Größe nicht nachstand, aufrichten. Im Oktober 1794 erreichten die Jakobiner-Truppen Frankreichs auch Dahlen und brachten unter dem Wahlspruch:"Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" der Gemeinde besonders dem Pfarrer ein gerütteltes Maß an Unruhe, Sorgen und Not, aber dieser wusste sich als "Bürger U1enbroich" gegen das Unrecht, das man seiner Kirche und seiner Gemeinde antat, kräftig zu wehren. Bei der Neuordnung der bürgerlichen und kirchlichen Verhältnisse durch die Franzosen im Jahre 1798 und durch Ulenbroich als Haupt- oder Pastoralpfarrer hatte er damit ungefähr die Stelle eines Dechanten.
Rheydt, Wickrath, Odenkirchen, Giesenkirchen, Schelsen, Hochneukirch, Otzenrath und Jüchen unterstanden ihm. Er war aber auch wohl derjenige unter den Pfarrern, der sich am besten für dieses Amt eignete. Als Einziger beherrschte er neben der deutschen und lateinischen Sprache auch das Französische, das von da an rund eineinhalb Jahrzehnte die Amtssprache bildete, und er war einerseits durch seine Klugheit und Gewandtheit, andererseits durch sein freundliches, zuvorkommendes Wesen, nicht nur für sich, sondern auch für seine Amtsbrüder im Kanton am geeignetsten die schweren Zeiten erträglich zu gestalten. Es wurde für die Kirche eine Gebeine aus einem Priestergrab, die bei Renovierungsarbeiten 1964 entdeckt wurden. Das Grab befindet sich vor dem alten Hochaltar. Die Grabplatte, eingelassen im Pfeiler links vor dem Hochaltar, weist daraufhin, blieb aber bis zum Fundtag unbeachtet.Hier liegen unter anderem wohl die Gebeine, wie auf der Grabplatte geschrieben, von Pater Johannes Ulenbroich.unruhige, harte Zeit, als Napoleon am 9. Juni 1802 sämtliches Klostergut auf der linken Rheinseite für Staatseigentum erklärte. Sämtliche Geistliche und Kirchengemeinden erlitten mehr oder weniger große Einkommensverluste, weil auch der Zehnt und die frommen Stiftungen abgeschafft wurden. Der Staat sicherte den eingeborenen Pfarrern nur ein klägliches Gehalt zu. U1enbroich änderte die Aufhebung seines Heimatklosters St. Niklas und des Dahlener Nonnenkonvents. Am 25. Juni 1811 starb er im 69. Lebensjahr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auszüge aus dem Buch "575 Jahre St. Helena Schützenbruderschaft Rheindahlen und Kirchspiel e.V., Spuren Rheindahlener Bruderschaften vom Spätmittelalter bis in die Moderne, 2008"