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                 Hermann Josef Rasche

In der Reihe der Dahlener Pfarrer gehört Hermann Josef Rasche nicht. Da er aber die Pfarre volle 15 Jahre an Stelle des erkrankten Pfarrers Schümmer geführt hat, verdient er als Pfarrverwalter an dieser Stelle genannt zu werden.
Geboren zu Essen am 27. Mai 1831 wurde er am 1. September 1857 geweiht und am 7. November des selben Jahres zum zweiten Vikar in Dahlen ernannt. Hier ist er geblieben, bis zu seinem Tode im Jahre 1895. Als er am 21. Mai 1872 als ältester Kaplan auf Antrag Schümmers zum Pfarrverwalter ernannt wurde, nahm er eine schwere Last auf seine Schultern. Der Kulturkampf der preußischdeutschen Regierung gegen die katholische Kirche war entbrannt und seine Gesetze sollten einem eifrigen Seelsorger nicht wenige Schwierigkeiten verursachen. Dazu fehlte Rasche, wenn er auch Pfarrverwalter war, das Ansehen und der Einfluss eines Pfarrers, sowohl
in der Gemeinde als auch bei seinen Mitkaplänen. Er brachte persönlich große Opfer für den kranken Pfarrer und für die kirchliche Gemeinde. So gab er dem am 25. Februar 1872 ernannten Hauskaplan Schümmers, den Neupriester Johann Anton Hubert Wolf, Wohnung und Kost für täglich 15 Silbergroschen, bis dieser 1873 zum Pfarrvikar befördert wurde und damit eine eigene Dienstwohnung erhielt. Sein silbernes Priesterjubiläum wurde 1882 von der ganzen Pfarre festlich begangen. Er erhielt als Geschenk einen schönen gotischen Kelch, den er bei seinem Tode der Pfarrkirche überließ. Die Abdankung des Oberpfarrers Schümmer am 21. Juni 1887 kündigte dem Pfarrverwalter endlich die Erlösung von seiner Last an. Der Kulturkampf ging zu Ende. Damit war die Zeit der Pfarrverwaltung zu Ende. Rasche blieb nur sieben Jahre weiter, bis 1895, Kaplan. Seine Kraft war aber gebrochen. Schließlich konnte er nur mit fremder Hilfe zur Kirche hingelangen, musste sich am Altar eines Stuhles bedienen und konnte ohne Mühe kaum einen Schritt in der Kirche gehen. Am 15. Oktober bat Rasche selbst um Versetzung in den Ruhestand und Dechant Wiedemann befürwortete das Gesuch im Interesse Rasches und besonders der Pfarre. Er schreibt bei der Gelegenheit: "Rasche hat seit November 1857 seines Amtes pflichttreu gewaltet und unter schwierigen Verhältnissen oft über seine Kräfte hinaus gearbeitet. Besonderes Verdienst erwarb er sich durch eifrige Vorbereitung religiöser Zeitschriften wie z.B. "Die christliche Familie". Dass er unentgeltlich einer Reihe von Knaben Privatunterricht erteilte, nachdem die Schule in Dahlen durch den Weggang ihres geistlichen Rektors Lejeune eingegangen war, ist ihm hoch anzurechnen. Nicht weniger als sechs von ihnen wurden Priester. Am 18. November 1894 war Rasche infolge eines Leberleidens und von Gelenkrheumatismus vollständig dienstunfähig und starb ruhig und gottergeben am 26. Februar 1895.

Auszüge aus dem Buch "575 Jahre St. Helena Schützenbruderschaft Rheindahlen und Kirchspiel e.V., Spuren Rheindahlener Bruderschaften vom Spätmittelalter bis in die Moderne, 2008"