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Rheindahlen Ortskern

Der Leiter der Geschichtsfreunde Rheindahlen, Stefan Purrio, veranstaltet einige Male im Jahr historische Rundgänge durch das alte Rheindahlen. Gekleidet im Gewand eines Kaufmannes aus dem Mittelalter fand so auf Initiative des Gewerbekreises Rheindahlen im Rahmen der "Rheindahlener Freitage" auch Anfang September 2013 diese Führung an zwei Terminen statt. Ungefähr jeweils 16 Bürger lauschten seinen Worten, als er am Standort des nachgebildeten Faustkeils im Zentrum von Rheindahlen seine Erzählungen über die Steinzeitfunde in den Ziegeleien Dreesen und Dahmen an der Mennratherstrasse begann. 

Weiter berichtete er unter anderem vom alten und neuen Rathaus, die nacheinander an gleicher Stelle standen, aber letzteres leider beim Bombenangriff am 25.Februar 1945 zerstört wurde.





 

Vorbei am imposanten Hauptportal von St. Helena, auch "Rheindahlener Dom" genannt, ging es weiter an die Westseite der Kirche, wo Stefan gerne die Fragen der Zuhörer zur alten Kirche beantwortete.

Hier erfuhren sie z.B., dass sich an dieser Stelle der erste Rheindahlener Friedhof befand, welcher aber dann aus Platzgründen still gelegt wurde. Das letzte Begräbnis war hier am 25. Mai 1874. Der Friedhof wurde von der Kirche zum außerhalb gelegenen 2.Friedhof an der Ecke Mühlentor verlegt. Heute befindet sich dort die Einmündung vom Kreisverkehr in die Erkelenzer Strasse.
Der Friedhof Am Mühlentor wurde im Jahr 1860 wiederum zu klein und so wurde er abermals verlegt. Der neue Standort war jetzt
an der Ecke Broicher/Hardterstrasse, heute Franz Nicodem-Park. Dort wurde bis 1958 beerdigt.
Der Friedhof am Mühlentor wurde um 1890 eingeebnet und zu einer gärtnerischen Anlage umgestaltet. Nach dem Bau der Erkelenzerstraße im Jahr 1928 entstand unter den erhaltenden Buchen ein kleiner Kinderspielplatz. Im selben Jahr wurde dann auch der 4. Friedhof an der Hardterstraße im Gerkeratherfeld angelegt.
Aber auch über den
2. Judenfriedhof an der Hardterstraße gegenüber vom Städtischen Friedhof aus dem Jahre 1860 wurde berichtet. Die ältesten Grabsteine aus dem Jahr 1871 stammen demnach wahrscheinlich vom früheren Judenfriedhof an einem Seitenweg der Mennrather Straße (nähe Wasserturm), der einigen älteren Rheindahlenern noch als „Jüddeberg“ bekannt ist.

 

  Vorbei am Pfarrhaus und dem Altenheim ging es nun weiter bis vor den Eingang des St. Helena Kindergartens. Dort erfuhren die Zuhörer das in jüngerer Zeit hier, wo heute das Altenheim und die Altenwohnungen stehen, die Schule und die Feuerwehr standen.  

Aber auch von der Stadtmauer mit ihrem inneren und äußerem Weg und dem Wassergraben wurde berichtet. Ersichtlich ist der äußere Weg, den einige der Zuhörer auch noch unter dem Namen "Greit", was wahrscheinlich so viel wie Gracht o.Ä. heißt, kannten. Noch heute führt die "Greit" rund um Rheindahlen herum und lässt uns so den ungefähren Verlauf der Stadtmauer und des Wassergrabens erahnen. Interessiert lauschten die Zuhörer den Erzählungen von Stefan Purrio, der diese in einer leicht, lockeren Weise zum besten brachte. Dann ging es weiter zum letzten sichtbaren Stück Stadtmauer von Rheindahlen, welches an der Rückseite der ersten beiden Häuser am Anfang der St.-Peter Straße zu sehen ist.

Ab 1780 hat man mit seltener Genauigkeit begonnen Türme, Mauern und Tore der alten Stadtbefestigung abzureißen. Die Reste der Stadtmauer in der St.Peter-Straße blieben nur erhalten, weil die Mauer Teil der Häuser geworden war. Als 1795 abzusehen war, das die Franzosen kommen würden, versuchte man verzweifelt die Stadtmauer wieder auf zu bauen, was natürlich nicht klappen konnte. Die Franzosen rückten ohne Gegenwehr in Rheindahlen ein, nahmen aber den Wiederaufbau der Stadtmauer zum Anlass, die Stadtmauer komplett zu schleifen (abtragen, entfernen).  Ab 1804 heißt es: Jetzt liegt die Stadt offen.

Die St.Peter-Straße ist ein letztes Eckchen von 'Alt-Rheindahlen' und so wurden die Gebäude aufwendig saniert und Anfang der 1980er Jahre unter Denkmalschutz gestellt.





Weiter ging es über die St.Peter-Straße bis an die Stelle, wo diese in die Straße "Am Wickrather Tor" einmündet. Dort zeigte Stefan den Zuhörern den Platz, an dem das Stadttor gestanden hat.


Darauf folgten die Zuhörer dem Verlauf der Straße, wobei Stefan ihnen die Stelle zeigte, an der das Haus gestanden haben soll, welches als einziges den großen Stadtbrand
vom 05. Juni 1647 überstanden hat. Weiter ging der Weg bis zur Ecke Am Wickrather Tor - Suitbertgasse. Beim Blick auf das neu bebaute Bodarwe-Gelände wurde auf die Ausgrabungen der Archäologen  im Jahr 2010 eingegangen. In der oberen Schicht wurde die Fundamente der Häuser gefunden, die in den 1970 Jahren abgerissen wurden.

In einer Tiefe von ca. 3 Metern fand man dann auch Reste von Holzhäusern und Scheunen aus dem 11/12.Jahrhundert. Diese Gebäude gehörten zu einer Hofanlage, welche in einem Plan von 1250 schon zu sehen ist. Bei weiterer Bearbeitung dieser Fläche kamen kleinere und größere Löcher zum Vorschein, die mit Brandrückständen verfüllt waren. Hierdurch konnte dann der große Stadtbrand belegt werden.

Nun begab sich die Zuhörergruppe über die ehemalige Marktstraße, heute Plektrudisstrasse, zurück an ihren Ausgangspunkt, den Faustkeil. Hier erläuterte Stefan, dass sich ab dem 14. Jahrhundert auf dieser Straße der  Markt befand.
Nach ca. 2 Stunden interessantem, locker erzählter Stadtgeschichte Rheindahlens bedankten sich die Teilnehmer bei ihrem Stadtführer und verließen hoffentlich mit etwas mehr Hintergrundwissen unseren schönen Ortskern.


Am 10.10.2013 führte Stefan Purrio auch einen Teil der Geschichtsfreunde Rheindahlen bei einem Rundgang durch
den historischen Ortskern. Hier sehen wir sie vor dem letzten Stück sichtbarer Stadtmauer an der St.-Peter Strasse.




Am 11.04.2014 führte Stefan Purrio einige Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr durch Rheindahlen
und erklärte in seiner bekannten Art die Geschichte unserer Stadt.                       
(Foto's: Bert Stevens)

   
Autor: Achim Vieten; Stefan Purrio. Bildmaterial: Achim Vieten; Geschichtsfreunde Rheindahlen