Einen Wintergarten ließ Gerda Wilms im Jahre 2000 zwischen dem
Fachwerkbau und Wohnhaus errichten und verband damit beide Häuser. Um auch
das Fachwerkhaus nutzen zu können, mussten Wasserrohre verlegt werden, die
den Wintergarten durchquerten. Bei den Erdarbeiten erinnerte sie sich, dass
ihr Vater immer von einem Brunnen gesprochen hatte. Ein altes Foto zeigt,
wie die Großmutter Hubertine vor diesem Brunnen steht.
Da auf dem Foto der ungefähre Standort zu erkennen ist, grub man sich
durch die Erde. In ca.80 cm Tiefe stießen sie erst auf
Blausteine,
dann auf eine Metallplatte. Der Brunnen war noch da! Abgedeckt durch eben
diese Metallplatte. So groß und schwer, um dem Druck der darauf liegenden
Erde standhalten zu können. Heute ist er von innen beleuchtet. Durch ein
Schutzgitter, natürlich auch antik, blickt der Betrachter in eine Tiefe von
20 m. Eingerahmt von den Blausteinen und dem ehemaligen Auffang- bzw.
Abflussbecken. Umgeben ist das Ganze von antiken Terracotta-Fliesen.
Zur
Zeit werden die ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäude fachmännisch
ausgebaut und lassen schon heute ein wunderbares Haus erahnen.
Gegenüber im Haus der Merbecks war ab dem
Jahr 1843 die ehemalige Schule von Günhoven unterbracht.
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Helene Rauen führte uns weiter zur
Familie Zimmer. Im Innenhof des Hauses steht ein sog. Notstall aus dem Jahre
1803. Als die Bauern noch Pferde und Ochsen für die Feldarbeit einsetzten,
mussten diese ab und zu neu beschlagen werden. Jungtiere benötigten oft
einen Klauenschnitt. Nicht alle Tiere gingen freiwillig in das Gestell. Wenn
gutes Zureden nicht half, wurden sie oft gewaltsam in die Holzkonstruktion
gedrängt. Aber einmal im Gestell konnten die neuen Eisen aufgesetzt oder die
Klauen beschnitten werden.
Frau Grünfelder erwartete uns schon vor
der Kapelle. Im Jahre 1762 stand hier lediglich ein Holzkreuz, und im Jahr
1797 eine Kapelle in Fachwerkbauweise. 1843 erhielt die Kapelle ihr jetziges
Aussehen und wurde mit den Bänken des Wickrather Klosters ausgestattet. Die
sieben Bilder, ein sogenannter kurzer Kreuzweg, hängen auf der linken Wand.
Frau Grünfelder erklärte dazu, dass während der großen Pestepidemie die
Erkrankten zwar aus der Gesellschaft ausgeschlossen, jedoch die Möglichkeit
hatten, hier zu beten. Die Bilder stammen aus der St. Helena Kirche von
Rheindahlen. Sie wurden bei der Restaurierung nicht mehr benötigt und fanden
1920 den Weg nach Günhoven. Ein Holzkreuz aus dem 18. Jahrhundert schließt
sich an. Das Altarbild, gemalt vom Dominikaner Pater Thaddäus Roth, zeigt
die Familie Busen. Die Hl. Appolonia sehen wir in der Nische, auf der Glocke
(1864), die wir natürlich nicht sehen konnten, die Namen ihrer Spender:
Johann Wilhelm Joekes und Leonard Thelen.
Auf der linken Seite der Günhovener
Strasse, etwa bei der heutigen Hausnummer 48, lag vor dem zweiten Weltkrieg
die Gaststätte Brosch. Sie feierte im Jahre 1936 ihr 100-jähriges Bestehen
und war immer in Familienbesitz. Hier wurden Hochzeiten gefeiert und es
wurde getanzt. Für die Kinder gab es Schaukeln und Klettergeräte. Im Sommer
unterhielt ein Orchester die Gäste. Dann standen vor der Gaststätte oft
hochherrschaftliche Kutschen. Brosch war ein beliebter Ort bei Jung und Alt,
und lockte Besucher aus Wickrath, Rheydt, Rheindahlen und Mönchengladbach
herbei. Eine Bombe im zweiten Weltkrieg beendete die Ära Brosch.
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Das Kriegerdenkmal, 1934 errichtet, war
das nächste Ziel. Es wurde von Lorenz Körfer, einem Schüler Hein Minkenbergs,
entworfen und von Wilhelm Merbecks, dem Großvater von Gerda Wilms, feierlich
eingeweiht.
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Den Abschluss der Tour bildete die
"Thelen Hecke", 10 m hoch und ca. 3 m tief, sie wurde 1787 gepflanzt. Der
Hof war von 1818 bis 1919 die Adresse des Gasthofes Lambertz. Der Wirt hatte
Nischen in die Hecken geschnitten und dort Tische aufgestellt. Die Familie
Thelen aus Hilderath übernahm 1919 den Hof. 1945, in den letzten
Kriegstagen, "parkten" Panzer in der Hecke. Sie wurde wieder hergerichtet.
Die Hecke wuchs und wuchs, mit der üblichen Heckenschere und Leiter war dem
nicht mehr beizukommen. Familie Thelen übergab sie 1981 der Stadt
Mönchengladbach, die seitdem die Pflege übernommen hat.
Der Abend endete in der Dorfschenke
Rißdorf, wo das kalte Bier an diesem heißen Sommertag willkommen war.
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