Honschaften
Paul Hilgers
Immer wieder ist seit vielen
Jahren in der Veröffentlichung von Berichten festzustellen, dass
Ortschaften von Rheindahlen mit „Honschaften" gleichgesetzt
werden. Das ist falsch.Zur Stadt und zum Amte „Dalen" gehörten 36
Ortschaften und Weiler, die - mit Ausnahme von Venrath
und Grambusch - auch heute noch zum Stadtteil Rheindahlen gehören.
Es ist aber ein Irrtum, diese Ortschaften und Weiler mit Honschaften
gleichzusetzen. Der Honschaft lag das Prinzip der Hundertteilung
zugrunde, also es gehörten hundert Häuser, vielleicht auch Familien,
geschrieben wurde auch hundert wehrfähige Männer, zu einer Honschaft.
Die Rechte dieser Gemeinschaft wurden früher von Honnen oder auch
Honschaftsführern wahrgenommen. Hieraus ergibt
sich aber, dass dieses Prinzip für unsere vielen Ortschaften nie
anwendbar war. Diese bestanden meist aus wenigen Höfen. Aus der
Überlieferung von 1737 bestand diebefestigte Stadt Dahlen aus 121
Häusern. Die Häuserzahl des gesamten Kirchspiels betrug zur gleichen
Zeit mit allen Ortschaften 355. Viel wichtiger als dieser Hinweis
ist die Tatsache, dass für Stadt und Kirchspiel „Dahlen urkundlich"
nur drei Honschaften überliefert wurden.
Im XVI. Jahrhundert werden diese „Oberste Honschaft" die „Stocker
Honschaft" und die „Dalener
Honschaft" genannt. In den Verzeichnissen
der „Buschbeerbten Gewaltherren zu Dalen aus den Jahren 1468 und
1549" ist das festzustellen (Norrenberg „Dec. und Geschichte" S.167
und 295 - „Geschichte einer Rheinischen Stadt" S. 230, 136 und 140
und Gröteken „Stadt und Amt Dahlen", S. 51 sowie Robert Jeucken
„Rheindahlen" S.11) In diese drei Honschaften sind alle Ortschaften
eingegliedert. Aus allen vorgenannten Gründen dürfte ersichtlich
sein, dass die Bezeichnung von Ortschaften gleich Honschaften im
alten Dalen geschichtlich unhaltbar ist. In alten Urkunden ist
festzustellen, dass die Schreibweise für „Dalen" bis 1700 bestand,
danach „Dahlen" und seit Januar 1878 „Rheindahlen" üblich ist. Das
Honschaftsprinzip trat im alten Dalen nur wenig in Erscheinung,
dafür aber umso mehr das Kirchspiel mit seinen „Kerspelvertretern".
Diese Männer wurden, wie sich aus Urkunden des Dalener Gerichtes
ergibt, aus den Reihen der Meistbeerbten gewählt. Die nahmen die
Rechte der Kirchspieleingesessenen wahr und vertraten ihre
Ortschaften in allen Angelegenheiten, die an anderen Orten von den
Honschaftsvertretern wahrgenommen wurden. Es
ergab sich nun um 1700, dass die Ratsherren der Stadt von den
Kirchspielsvertretern überstimmt wurden, das dem Rat der Stadt nicht
behagte. Es muss dann zu dieser Zeit vom Dalener Gericht zu
Eingriffen in die Rechte der Kirchspielsvertreter gekommen sein,
wodurch ihre Zahl auf die Hälfte verringert wurde. Die
Kirchspielvertreter führten daraufhin Klage beim Hofgericht zu
Düsseldorf und beriefen sich auf ihr althergebrachtes Recht und dass
sie nun die Interessen für die Allgemeinheit nicht mehr wie bisher
vertreten könnten. Habe man doch ihre Zahl, bisher für jedes
Kirchspiel zwei, insgesamt acht Stimmen, wider gutes Recht auf vier
Stimmen verringert. Die Antwort des Hofgerichtes erfolgte sehr
schnell und lautete: „Sofortige Wiederherstellung des alten
Rechtszustandes" (entnommen aus unveröffentlichten Arbeiten von W.
Breuers).
Die Gemeinde ist im XV.
Jahrhundert in drei Quartiere aufgeteilt:
1. Mennrath mit Sittard, Stocker Honschaft (Eickelnberg, Woof),
Peel, Broich, Bochholz (Koch/Herdt), 2. Oberste Honschaft mit
Wolfsittard, Gerkerath, Voosen, Genhülsen, Günhoven, 3. Dalen
(Stadt).
Im XVI. Jahrhundert lauten die
Quartiere:
1. Oberste Honschaft, 2.
Stocker Honschaft, 3. Stadt Honschft, 4. RhD. (HSTAD Jülicher
Gerichte IV Amt Brüggen nr. 309 XVI. Jh.)
Im XVII. Jahrhundert gibt es
neun Quartiere:
1.
Wolfsittard, 2. Genhülsen, 3. Günhoven, 4. Gatzweiler, 5. Peel, 6.
Broich, 7. Bochholz (Koch), 8. Gerkerath, 9. RhD (Sta MG 2a=1685).
Im XVIII. Jahrhundert gab es 10
Quartiere:
1. RhD, 2. Sittard, 3. Genhülsen, 4. Mennrath, 5.
Wolfsittard, 6. Gatzweiler, 7. Peel, 8. Broich, 9. Bochholz, I0.
Gerkerath (Städteatlas Rheindahlen).
Weiler und Ortschaften
Die Ortsnamen wurden von Paul Hilgers
mundartlich aufgelistet.
Rheindahlen ist eine Stadt, die
wohl die meisten Weiler und Ortschaften besitzt. Es erscheint
angebracht, diese einmal mundartlich aufzuführen.
Für weitere Informationen bitte auf die unterstrichenen Ortsnamen
klicken.
Die
Stadt Dahlen bis 1913
Beginnen wir den Kranz mit Koezere (Kothausen), Duezere (Dorthausen), Woffsettet (Wolfsittard),
Vehstroot (Viehstraße), Gruetere (Grotherath), Vuese (Voosen),
Gehölse (Genhülsen), Gönneve (Günhoven), Mennere (Mennrath),
Mennratheide, Mennrathschmidt, Griesbaat (Griesbarth),
Hehn, Heldere (Hilderath), Am Boom (Baum), Gehollank (Genholland), Settet (Sittard), Settethee (Sittardheide),
Am Schrievesch (Schriefers), Schrieveschmühele (Schriefersmühle),
Merreter, Am Kamp, Am Knuorr (Knorr), Ekeleberg (Eikelnberg), Gehuse
(Genhausen), Am Bau, Op der Bau (Bau),
Woof, Gatzwiller (Gatzweiler),
Op die Piel (Peel), Brook (Broich), Wyehött (Wyenhütte), Saas, Neu
Amerika (Genhodder), Koak (Koch), Häed (Herdt), Gerreker (Gerkerath),
Gerrekerwenkel (Gerkerathwinkel),
Gerkerathmühle.
In diesen volkstümlichen Namen
liegt ein großes Stück heimischer Siedlungsgeschichte.
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