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Das Rheindahlener Krankenhaus

Zum Bau des zweiten ehemaligen "Städtischen Krankenhauses" St. Katharina am Südwall gibt es eigentlich zwei Vorgeschichten. Einmal bezüglich des früheren Dahlener St. Katharinenklosters, zum anderen dem Neubau der jetzigen St. Helena Pfarrkirche im Jahre 1911.
Die Grundsteinlegung des zweiten "Städtischen Kranken- und Pflegehauses" St. Katharina erfolgte am 24.6.1909, die Einweihung am 30.7.1910. In einem Natursteinband des Giebels war zur Erbauungszeit die Inschrift "Städtisches Kranken und Pflege-Haus" zu lesen. Heute steht darin "Städt. Krankenhaus". Wann diese Namensänderung vorgenommen wurde, ist nicht bekannt. An Nebengebäuden zum Garten hin gelegen sind noch der Mangel- und Bügelraum, die Waschküche mit den darüber gelegenen Schwesternzimmern, ein Schweine- und Hühnerstall sowie eine kleine Totenhalle gebaut worden. Dazu noch ein Haus, wo anfänglich Waisenkinder bis 1924 untergebracht und später Pfleglinge versorgt wurden.
Im Hauptgebäude befanden sich im Souterrain die Küche, ein Aufenthaltsraum für das Personal, ein Vorratsraum, Heizung und Kokskeller sowie die Badeanstalt. Auf der ersten Etage lagen das Besucher- und Besprechungszimmer und die Krankenzimmer für Männer und eine Teeküche. Auf der zweiten Etage die Krankenzimmer für Frauen, das Vorbereitu
ngszimmer des Operationssaales, der eigentliche Operationssaal, das Säuglingszimmer und die Hauskapelle.
Im Obergeschoss befanden sich noch Krankenzimmer als Belegzimmer für die Hausärzte. Darüber noch Räume fürs Personal. Modernisierungen gab es verschiedentlich, um sich den Veränderungen, auch aus medizinischer Sicht, anzupassen. Der Badetrakt musste einem Röntgenzimmer Platz machen und in den 1950er Jahren erhielt der Anbau einen Aufzug, um den Transport der Kranken in die oberen Räume zu erleichtern. Den aufopfernden Dienst im Hause leisteten 12 Schwestern der Congregation der "Armen Dienstmägde Jesu Christi". Sie bemühten sich nicht nur um die Versorgung der Kranken, Waisenkinder und Alten im Hause, sondern leisteten im Bedarfsfall noch ambulante Dienste außer Haus, hielten Kurse ab im gegenüberliegenden Caritashaus. So vergingen einige abwechslungsreiche Jahrzehnte. Nun kam gegen Ende der 1950er Jahre die Zeit, wo festgestellt wurde, dass das Krankenhaus zu klein wurde und nicht mehr dem Fortschritt der Zeit entsprach. Bei der Lösung dieser Feststellung schieden sich nun die Geister der verantwortlichen Stellen. Es führte dazu, dass die seit 1865 hier tätige Genossenschaft der "Armen Dienstmägde Jesu Christi" den zukünftig zu erwartenden Aufgaben nicht mehr nachkommen konnten. Letztendlich blieb keine andere Entscheidung, als den Schwesterngestellungsvertrag zum 31.08.1963 zu kündigen. So ging denn eine fast 100jährige Ära von segensreicher und aufopfernder Arbeit in Rheindahlen zu Ende. Was von den Schwestern in all den Jahren geleistet wurde, lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken sondern nur erahnen. Zuletzt waren noch 14 Schwestern hier tätig. Die Stadt Mönchengladbach bot Anfang 1966 der Genossenschaft der Cellitinnen das Krankenhaus mit 50 Betten sowie das neu erbaute und noch nicht bezogene Schwesternwohnheim, welches über 47 gediegen eingerichtete Einzelzimmer verfügte, unentgeltlich und schlüsselfertig als Schenkung an. Nach reiflicher Überlegung sowie einer Ortsbesichtigung, im Einvernehmen mit der zuständigen kirchlichen Behörde, war die Genossenschaft mit dem unerhofften Anerbieten einverstanden. Hiermit war auch ihr in einer augenblicklichen Notlage geholfen, weil die Möglichkeit gegeben war, dass außer den Hausschwestern auch mehr als 20 ältere Schwestern ihren Lebensabend im ordenseigenen Kloster verbringen konnten. Sie fanden hier in ländlicher Gegend ein schönes ruhiges Plätzchen. Außerdem war die ärztliche Betreuung gesichert durch die im Hause arbeitenden Belegärzte. 1966 hatte somit das St. Katharinen Krankenhaus in Rheindahlen nun einen neuen Eigentümer: die "Genossenschaft der Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus aus Köln". Nun lag verständlicherweise viel Arbeit an, um wieder Ordnung im gesamten Umfeld zu bekommen. Trotz aller anstehenden Aufgaben spross der Gedanke, eine neue Kapelle zu bauen. Dieser Gedanke wurde Wirklichkeit im Jahre 1969. Am 19.3., dem Fest des hl. Josef, tat Oberpfarrer Peter Micke den ersten Spatenstich. Die Einweihung der Kapelle fand statt am 14.12.1969. Die beiden Hauskapellen sind an anderer Stelle beschrieben. Im Jahre 1970 erfuhr das "Katharinen- Krankenhaus" bedeutende notwendige und umfangreiche Veränderungen. Der Raum der alten Hauskapelle wurde gut renoviert. Er reichte vom Platz her, um darin einen Kreißsaal mit einem Säuglingszimmer einzurichten. Hierin war Platz für acht Betten. 1976 stellten Schwesternmangel, Krankenhausfinanzierungsgesetz und der Krankenhausbedarfsplan die Existenz des Hauses in Frage. Die geringe Bettenkapazität ließ eine weitere Förderung des Hauses nicht mehr zu. Die Genossenschaft verpachtete daher der  Krankenhaus "Maria Hilf" GmbH die Grundstücke und Gebäude des Hauses. Diese wurden dann als neurologische Klinik in die Maria Hilf Krankenhaus GmbH eingegliedert. Das St. Katharinenkrankenhaus wurde am 15.12.1987 unter Denkmalschutz gestellt und in die Denkmalliste der Stadt Mönchengladbach eingetragen. Um mit der neuen Nutzung Schritt zu halten, war es erforderlich, mehr Raum zu schaffen. Das geschah durch bauliche Erweiterung im Jahre 1981. Der Winkeltrakt, zum Wasserturm hin gelegen, erhielt einen Anbau, der später, im Jahre 1988 und 1994, zusätzlich aufgestockt worden ist. Die Schwestern blieben allerdings weiter
bis zum 31.10.1991 tätig. Schwesternmangel und fehlender Nachwuchs sowie die bereits erwähnten Vorgänge waren Ursache für die endgültige Aufgabe ihrer Arbeit. Die bis zuletzt verbliebenen neun Schwestern kehrten dann ins Mutterhaus zurück. Die Verweilzeit der "Genossenschaft der Cellitinnen" betrug gerade mal 25 Jahre. In dieser Zeit wurde von den Schwestern viel segensreiche und dankenswerte Arbeit geleistet. 1n der St. Josepfskapelle fanden jedoch weiterhin Gottesdienste und andere Angebote statt, woran die Pfarrangehörigen regen Anteil nahmen. Im Februar 2002 endete die Benutzung, Weil der Krankenhausbetrieb für Mitte des Jahres aufgegeben werden sollte. Was nun mit der St. Josepfskapelle in Zukunft geschehen sollte, wurde wohl von der Entscheidung über die Nutzung des Krankenhausgebäudes und dazugehörigen Geländes abhängig gemacht. Jedenfalls hat sie 32 Jahre den Menschen als Ruhepol gedient, um den Gottesdienst zu feiern, über Tag im Gebet und in Stille verweilen zu können. Jetzt gibt es in Rheindahlen kein  Krankenhaus mehr, sondern nur noch Krankenhausgeschichte. Festzuhalten ist allerdings für das fast hundertjährige Bestehen dieser Einrichtung, denen zu danken, die hier in menschendienender, liebevoller und aufopfernder Arbeit an vielen Patienten ihre Pflicht erfüllten. Es waren an erster Stelle die Ordensschwestern, weiter die Geistlichen, Mediziner und das dort tätige Personal. Sie alle waren bemüht, an der Heilung des Körpers und der Seele des Patienten mitzuwirken. Seit dem Frühjahr 2003 hat das ehemalige Städtische Krankenhaus Rheindahlen einen neuen Besitzer. Es ist die Viersener Wohnungsbaugesellschaft Jannissen- Braß und Dannreuter. Vorstellungen über die Nutzung gab es schnell. Die Pläne zur endgültigen Entscheidung durchliefen den Weg durch die Ämter. Was dann mit dem Kapellengebäude geschehen sollte, war von dieser Entscheidung abhängig. Nach Rücksprache mit den hiesigen Kirchen sahen diese für sich leider keine Verwendungsmöglichkeiten. Nach einigen Monaten des Stillstandes fielen doch brauchbare Entscheidungen. Die Räume im Hause selbst wurden nach den Vorstellungen renoviert und für Wohnungen und Büros hergerichtet. Überflüssige Geräte konnten gut vermittelt werden. Die Stadt Viersen unterhält eine Partnerschaft mit dem Städtchen Kanew in der Ukraine. Dort befindet sich ein Krankenhaus mit angebauter Kapelle. Hierhin gingen dann diese Geräte und die Kapellenausstattung der aufgegebenen Kapelle. Der Empfänger wird sich bestimmt über ein solches Geschenk gefreut haben. Inzwischen ist die Kapelle abgerissen worden und auf dem Grundstück steht ein neuer, moderner, dreigeschossiger Bau. Die Zukunft wird nun zeigen, wie die weitere Nutzung aussieht.

Paul Hilgers

 

Hinteransicht                                                                                                                   Blick auf die Waschküche und das Wohnhaus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Postkarte                                                                                                                    Ansicht um 1925

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Jahr 2011 beherbergt das Krankenhaus heute Praxen und Privatwohnungen

 

Das ehemalige Schwesternwohnheim im Jahr 2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                        Die neugestaltete Fassade mit Balkons im Jahr 2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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