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Josten Harry
wurde 1886 auf
der Stadtwaldstraße in Rheindahlen
geboren. Sein Leben lang hat er im Blickpunkt der Öffentlichkeit
gestanden.
Schon früh hat er artistische Fähigkeiten gezeigt und so war es
kein Wunder, dass er in jungen Jahren vom Zirkus Sarassani unter
Vertrag genommen wurde. Nach Zeitungsberichten und Erzählungen
gehörte Harry Anfang des 20. Jahrhunderts mit seinen Auftritten
zu den Größten seiner Zunft. Dies hat Ihn durch ganz Europa, von
Lemberg bis Paris gebracht, wo er
Beifallsstürme erntete. Eine seiner großen Nummern bestand
darin, dass er auf einer Holzkugel über schmale schräge Ebenen
15 mtr. bis in die Zirkuskuppel balancierte. Bei dieser
Zirkusnummer, welche er mit seiner damaligen Ehefrau Lissi aufführte,
nannte er sich "Die 2 Joosten", wobei hier der Name durch das
einfügen des zweiten O`s betonend in die Länge gezogen wurde. |
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Die 2 Joosten im
Jahr 1919
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Ansichtskarte
mit den 2 Joosten aus dem Jahr 1918 |
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In späteren Jahren arbeitete Harry Josten
dann auch als Clown und
Zauberer.
Auch sein Sohn Heinz versuchte sich später als Artist, erlangte
aber niemals die Berühmtheit wie sein Vater in den 1930er
Jahren. |
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Karte von
Harry`s Sohn,
Heinz Josten. |
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Als Harry Josten "in die Jahre
kam" begann seine 2. Karriere,
die als Original. Er brauchte das
Publikum, aber auch die "Jrosche",
die ihm seine kleinen
Kunststücke, die er in seiner
Zeit als Clown und Zauberer
erlernt hatte, einbrachten. Aber
auch sein markantes Aussehen,
immer mit Melone, Bibbi genannt,
Anzug und Krawatte unterwegs und
auf dem einen Auge ein wenig
schielend, machte ihn zu einem
Unikat. Viele nannten ihn
deshalb auch Harry mit der
Selverbleck. Scherzhaft
sagte er oft: "Ich schiele,
besonders auf dem einen Auge"
oder auch "Wo Du hinkickst, doo
stonn ich nett."
Eine Zeit lang lebte er in einem
Zirkuswagen, der von einer
Abfindung eines Zirkus stammte,
auf dem Steinrathshof an der
Dahlener Strasse in Rheydt. Dort
führte er den Kindern zu deren
großen Verwunderung ab und zu
kleine Zaubereien vor und
brachte sie mit seinen Späßchen
zum lachen.
Die Gaststätte von Franz Thelen,
genannt Thelen Labbes, auf der
Beeckerstrasse in Rheindahlen
war ein beliebter Aufenthaltsort
von Harry, wenn er seine kleinen
Zauberkunststückchen und
Kartentricks vorführte. Er
packte eine Glühbirne an und
schon leuchtete sie ohne Strom
auf. Oder er ließ sich vom Wirt
ein Kartenspiel geben, mischte
es und ließ dann von einem der
Gäste eine Karte ziehen. Diese
steckte er dann an einer
x-beliebigen Stelle wieder ins
Kartenspiel. Danach warf er es
gegen den Tresen und die zuvor
gezogene Karte blieb dort
hängen, wogegen die Anderen zu
Boden vielen.
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Aber sein größtes Kunststück vollbrachte er, indem er im hohen Alter von 80 Jahren noch einen Stuhl nahm, ein Kissen darauf legte und dann darauf einen Kopfstand machte. Nun ließ er sich ein Bier reichen und trank es dann in einem Zuge leer. Wenn er sich darauf wieder in den Stand geschwungen hatte, bedankte er sich bei seinem Publikum und reichte dann einen Aschenbecher herum und bat so um ein kleines Trinkgeld, welches Ihm auch gerne gewährt wurde.
Bezugnehmend auf dieses Kunststück wurde ihm zu Ehren sogar ein Orden geschaffen, den man auf der linken Bildschirmseite sieht. |
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Auch bei der Politprominenz oder bei
Festlichkeiten war Harry Josten
ein gern gesehener Gast, mit dem
man sich auch gerne einmal
fotografieren ließ, so wie hier
z.B. der Mönchengladbacher
Bürgermeister Dr. Meyers Anfang
der 1950er Jahre.
Der Mönchengladbacher Horst
Jungbluth, besser bekannt unter
"Hotte", vom Mundartbardenduo
"Hotte & Bernt" beschrieb in
einem Zeitungsartikel über
Originale einmal, wie Harry
seine Späße mit den
Straßenbahnfahrern trieb, indem
er nach dem Türen schließen laut
schreiend auf seinen Daumen
hinwies und damit die Bahn zum
stehen brachte. Nachdem die
Türen wieder geöffnet wurden,
zählte er lachend seine Finger
nach: "Eins, zwei, drei, vier,
fünf.... sind noch alle dran!
Kannst weiter fahren!".
Zu ehren von Harry widmete das
Mundartbardenduo in den 1980er
Jahren ein eigenes
Lied über
dessen Leben auf einer ihrer
Schallplatten.
Eine Liedpassage war: "Ech denk
off aan Joste Harry möt dr
Selverbleck on senn noch wie hä
off he duur de Stroote tröck!"
Übersetzung: Ich denk oft an
Joste Harry mit dem Silberblick
und sehe noch wie er oft hier
durch die Strassen zieht!"
Schallplattencover Hotte & Bernt |
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Bei der letzen Fahrt
der Straßenbahnlinie Nr.2
am 05.10.1968 in Richtung Rheydt unterhielt Harry die Fahrgäste
nochmals mit seinen Späßen.
Foto:100 Jahre
Stadtwerke MG
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Viele seiner Zeitgenossen
behaupteten, Harry Josten sei
ein reicher Mann und er würde
eine große Goldmünzensammlung
besitzen. Aber an diesem Gerücht
war nicht viel Wahrheit, da er
lediglich einmal in seiner
Glanzzeit von einer
hochgestellten Persönlichkeit
eine Goldmünze geschenkt
bekommen hatte.
Leise verließ Harry auch diese
Welt. Er verbrachte seine
letzten Lebensjahre in einem
Altersheim in Oedt und erfreute
auch dort die alten Leute noch
mit seinen Tricks. Im August
1979 verstarb er und
wurde auf dem Armenfriedhof in
Oedt beigesetzt.
Vielen Menschen
hat Harry Josten mit seinen Kunststücken, Späßen und
Zaubertricks, aber auch mit seinem freundlichen Gemüt, große Freude
bereitet und deshalb haben wir Ihm diese Seite gewidmet.
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Im Rheydterleben schreibt Horst
Jungblut über Harry:
Zwei Rhe-er Bibi-Männ: "Hotte on Harry"
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Erwähnenswert ist hier auch noch
ein Artikel in der Bild-Zeitung
vom 12.10.1973, in dem erzählt
wird, wie Harry's erste Ehefrau
Elise Held (Josten), mit der er
in den 1920er Jahren als "Die
verwegensten Kugelläufer der
Welt" durch ganz Europa reiste,
mit 75 Jahren ihren Traum
erfüllt bekam und noch einmal
auf einer Kugel balancieren
durfte. |
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