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Die Ehrentafel am letzten Rathaus

 

Zur Erinnerung an das am 25.02.1945 zerstörte Rathaus, errichtete die Schützengruppe "Die Ku-eperstecke" an der Ecke Mühlentor/Plektrudisstraße, da wo auch der Faustkeil steht, diese Gedenkplatte.

Das Foto auf der linken Seite zeigt das alte Rathaus auf der Marktstraße, heute Plektrudisstraße, welches 1901 für das neue Rathaus weichen musste. Es lag etwa dort, wo sich heute die St. Helena Apotheke befindet. Vor dem Rathaus die städtischen Mitarbeiter. Das Haus links war der Gasthof Hacks, welcher rechts neben der heutigen Volksbank stand.
Der Kastanienbaum davor war zu dieser Zeit ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt.

Das danach folgende neue Rathaus war etwas größer und ging fast bis zur Ecke Mühlenstraße, heute am Mühlentor. Es wurde 1904 fertig gestellt und beim  Luftangriff auf Rheindahlen am 25.2.1945 völlig zerstört.
Auf dem Eckgiebel befand sich später eine große Uhr, da zu dieser Zeit nur wenige Menschen Taschenuhren besaßen.Vor dem Rathaus befand sich die Endhaltestelle der von Rheydt kommenden Straßenbahnlinie 4.
Im Laufe der Jahre wuchs das Rathaus immer mehr bis zum Dach mit Efeu zu.

 

Auf der Kopfseite, zur Mühlenstraße hin, wurde 1907
von der Bürgerschaft Rheindahlen's zum Gedenken
der gefallenen Soldaten der Kriege 1866 und
1870-71 ein Kriegerdenkmal errichtet.
Später befand sich noch ein kleiner Vorgarten davor.

Geschaffen wurde die Tafel durch den Bildhauer Hammerschmidt in Oberkassel.

























Nachfolgend  ein
Zeitungsartikel vom 10. September des Jahres 1907


Einweihung des Kriegerdenkmals in Rheindahlen am alten Rathaus

Der verflossene Sonntag war für unsere Gemeinde ein echt deutsch-patriotischer Gedenktag, der in der Geschichte ein schönes Blatt einnehmen wird. Die ganze Stadt hatte ein Festgewand angelegt indem man sie wohl selten sieht. Von Haus zu Haus waren Girlanden gewunden und in lieblicher Weise wechselte das frische Grün mit den Farben der Fahnen ab.
War doch dieser Tag den tapferen Kriegern aus hiesiger Gemeinde geweiht, die in den Kriegen 1866 und
1870/71 den Heldentod fürs Vaterland gestorben waren. Ein alter Wunsch der Bürgerschaft und besonders des Landwehrvereins nach einem würdigen Denkmal für die gefallenen Krieger wurde Sonntag durch die Enthüllung der Kriegergedenktafel verwirklicht. Wie schon kurz berichtet, ist die prächtige Tafel aus Bronze eine kunstvolle Schöpfung des Bildhauers Hammerschmidt aus Oberkassel. Wir erblicken einen Krieger in innigem Gebete vor dem Grabhügel der lieben Kameraden stehen. Die Namen der Gefallenen sind:

Wilhelm Thissen, gefallen 1866

Michael Schrörs, Franz Lüpges, Franz Eskens, Johann Claaßen und Hermann J. Thelen, gefallen 1870/71.

Um l/2 12 fand ein feierlicher Gottesdienst statt, an dem sich der hiesige Landwehrverein in corpore beteiligte. Von 11-12 Uhr konzertierte die ganze Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 28 unter Leitung des Herrn Kapellmeisters von Szczomski vor dem Rathause. Gleich nach Mittag strömten von allen Seiten zahlreiche Menschen herbei, um an der erhebenden Feier teilzunehmen. Während des Militärkonzertes, das von 3 Uhr ab in den Gartenanlagen des Herrn Prenten stattfand, sammelten sich ebendort die verschiedenen auswärtigen Vereine, die in kameradschaftlicher Treue gemeinsam mit dem Rheindahlener Landwehrverein mitwirken wollten, den Festtag zu einer glanzvollen Kundgebung patriotischer Treue und kameradschaftlicher Liebe zu gestalten. Gegen 4 Uhr setzte sich der imposante Festzug in Bewegung und zog durch die festlich geschmückte Stadt, überall herzlich begrüßt. Es beteiligten sich einige Offiziere des Landwehrbezirks Rheydt, etwa 20 auswärtige und hiesige Vereine und Korporationen. Vor dem Rathause hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt. In dem abgesperrten Teile der Straße nahmen die Offiziere, die Vereine, die hochw. Geistlichkeit, das Stadtverordnetenkollegium, die Lehrer und Beamten Aufstellung.
Der feierliche Weiheakt wurde eingeleitet von der Musikkapelle durch das "Largo" von Händel. Knaben und Mädchen trugen in begeisterter Stimmung gemeinsam das Lied "Deutschland, Deutschland eins geworden" vor unter Leitung des Herrn Hauptlehrers Krautwurst. Herr Bürgermeister Kremer, Oberleutnant d. R., Vorsitzender des hiesigen Landwehrvereins, begrüßte alle Erschienenen, gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass es dank den Bemühungen des Landwehrvereins, der hiesigen Bürgerschaft, sowie eines früheren Bürgers der Stadt, der für das Denkmal eine größere Summe zur Verfügung stellte, möglich geworden sei, den Kriegern, die das Edelste und Beste, ihr Blut und Leben für das Vaterland geopfert, den Dank und die Anerkennung öffentlich zu bekunden. Der Landwehrverein fühle sich hier einig mit der ganzen Gemeinde in patriotischem Denken und Handeln. Kremer bat hierauf den Herrn Hauptmann d.
L. Kropp, anstelle des verhinderten Bezirkskommandeurs die Enthüllung des Denkmals vornehmen zu wollen.
Nach einigen Worten, in denen Herr Hauptmann Kropp der gefallenen Krieger gedachte und die allgemeine Teilnahme der Bürgerschaft in dem patriotischen Feste lobend hervorhob, fiel die Hülle. Begeistert stimmten alle Versammelten in das Hoch auf den Kaiser ein. Nachdem die Musikkapelle das Niederländische Dankgebet von Kremser vorgetragen, sang der Männerchor, gebildet aus den hiesigen Gesangvereinen Germania und Cäcilia unter der Leitung des Dirigenten der Cäcilia, des Herrn Karl Gülden das Lied "Deutschland mein Vaterland" in exakter Weise. Der durch das Eiserne Kreuz ausgezeichnete Krieger Herr Josef Siegers legte den ersten Kranz im Namen des hiesigen Landwehrvereins vor dem Denkmal nieder, dabei die Einigkeit, Liebe und Treue zum Vaterland betonend. Herr Jakob Bosch tat namens des Vereins kombattanter Krieger das gleiche. Mit dem Vortrag der Ouvertüre zur Oper "Oberon" schloss die würdige und erhebende Feier.
Im Gasthof Pflaum fand alsdann eine Festversammlung statt, in der Herr Bürgermeister Kremer in zündenden Worten das Kaiserhoch ausbrachte. Herr Hauptlehrer begründete in erhebenden Worten den Toast auf das Vaterland. Herr Oberlehrer Druener M.Gladbach, Oberleutnant d. R., gedachte der echten Kameradschaft und galt dieser sein Hoch. Herr Bosch widmete sein Hoch der Gemeinde Rheindahlen und seinem Oberhaupte. Der Stadtverordnete Klever feierte den Herrn Bürgermeister. Die Reden wechselten ab mit Musikvorträgen und gemeinschaftlichen Liedern. Die späteren Stunden gehörten der Fidelitas an, wobei das Tanzbein auch zu seinem Recht kam. Die Festbälle in den Lokalen Maaßen und Pflaum erfreuten sich eines guten Besuches.
Nur eine Stimme herrscht über den ausgezeichneten Verlauf des Festes, dessen Gelingen wir dem Landwehrverein, besonders aber seinem eifrigen Vorsitzenden, dem Herrn Bürgermeister Kremer, verdanken. Möge die erhebende patriotische Feier noch lange allen Beteiligten eine liebliche Erinnerung sein.